Kirchen im Avers und Val Ferrera

Dem Himmel ein wenig näher ...

 

Herzlich willkomma! Bagnavagnieu! 

Dem Himmel tatsächlich ein weniger näher – so stehen die vier Kirchen im Val Ferrera und im Avers seit Jahrhunderten als markante Wegmarken in der Landschaft. Und so möchten wir als Evangelisch-reformierte Gemeinden auch heute Kirche sein: markante und ermutigende Zeichen auf dem Weg der Menschen, die in unserer Talschaft wohnen oder sie besuchen. Und dem Himmel näher, indem wir uns von der befreienden Botschaft des Evangeliums inspirieren lassen und dabei offene, einladende Gemeinschaft untereinander leben.

Seien Sie herzlich willkommen in der höchsten Kirchgemeinde Europas – unsere Türen stehen auch Ihnen offen! 

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14.02.2024

Unter der Maske – Gedanken zur Winterzeit

Wenn mein Grossvater dem kleinen Knirps von der Fasnacht erzählte, dann leuchteten mir die Augen. Nicht dass ich mir das bunte Fasnachtstreiben in der Basler Altstadt wirklich hätte richtig vorstellen können, denn unsere Familie war eigentlich immer in den Bergen zum Skifahren während dieser Wochen. Und so bin ich bis heute nie zum angefressenen Fasnächtler geworden. Indessen reichte mir die lebendige Erzählung meines Grossvaters über Cliquen, Narren und Märsche, dass in meinem Kopf meine eigene Fasnachtswelt entstehen konnte.

Ganz angetan war ich vom Brauch des Intrigierens – dass eine kostümierte Person zu jemandem an den Tisch geht (meistens bekannte Politiker oder sonstige Celebrities) und sie mit Sprüchen überhäuft und auf den Arm nimmt. Dabei sagt die Närrin oder der Narr zum Verspotteten: «Sali, gäll, de kennsch my nit!». Mein Grossvater konnte das so gut nachahmen, dass ich dieses «Sali, gäll, de kennsch my nit!»-Spiel mit grosser Begeisterung auch in der Familie zum Besten gab.

Dieses Versteckspiel mit der eigenen Identität, das es einen erlaubt, auch mal in humorvoller Weise Dinge zu sagen, die man sonst besser für sich behält, es hat schon noch etwas und scheint mir eine wunderbare Seite der Fasnachtstage zu sein – wo immer sie auch stattfinden. In einer Zeit, wo über Social Media die einen über die anderen in ungefilterter und verletzender Weise herziehen, wo sich Menschen über andere unerbittlich lustig machen, wo bittere Kommentare über Aussehen oder Verhalten das Leben von Menschen zerstören, da kommt einen dieser närrische Brauch des Intrigierens wohltuend und beinahe schon harmlos vor.

Derweil könnten wir alle von diesem fasnächtlichen Intrigieren zwei für mich grundsätzliche Dinge lernen: Einerseits lohnt es sich, Kritik mit Humor anzubringen – denn wo gelacht wird, da fällt es uns leichter, Dinge zu akzeptieren, die sonst schwer zu hören wären. Andererseits birgt das Bild des intrigierenden Narren noch eine andere, schöne Symbolik in sich: Wir können andere Menschen schon mit ihren Fehlern konfrontieren – aber wir sollen es im Bewusstsein tun, dass auch wir selbst im besten Sinne des Wortes Narren sind – gegenüber uns selbst, gegenüber anderen und gegenüber dem Leben. Das Sprechen im Narrenkostüm erlaubt uns so einen neuen Blick in uns selbst. Wo wir uns dieser Narrenrolle gewahr werden, da werden wir auch unsere kritischen Äusserungen gegenüber anderen in einer selbstkritischen, demütigen Haltung tätigen. Und in dieser Haltung werden wir anderen Menschen letztlich mit Respekt begegnen können.

Diesen humor- und respektvollen Umgang untereinander wünsche ich uns – und hoffe, dass wir auch in den kommenden Wochen der Passionszeit, die in der grossen Osterfreude gipfeln werden, hin und wieder herzhaft lachen können.

Mit verschmitzten Grüssen,
Euer Pfr. Jürg Scheibler



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