Kirchen im Avers und Val Ferrera

Dem Himmel ein wenig näher ...

 

Herzlich willkomma! Bagnavagnieu! 

Dem Himmel tatsächlich ein weniger näher – so stehen die vier Kirchen im Val Ferrera und im Avers seit Jahrhunderten als markante Wegmarken in der Landschaft. Und so möchten wir als Evangelisch-reformierte Gemeinden auch heute Kirche sein: markante und ermutigende Zeichen auf dem Weg der Menschen, die in unserer Talschaft wohnen oder sie besuchen. Und dem Himmel näher, indem wir uns von der befreienden Botschaft des Evangeliums inspirieren lassen und dabei offene, einladende Gemeinschaft untereinander leben.

Seien Sie herzlich willkommen in der höchsten Kirchgemeinde Europas – unsere Türen stehen auch Ihnen offen! 

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02.10.2023

Als wäre sie schon immer dagewesen...

Im Rahmen einer Ausstellung im Kunstmuseum Chur zum 1952 geborenen Künstler Abraham David Christian wurden mehrere seiner Skulpturen auch in Aussenräumen platziert. So können wir während der Zeit der Ausstellung (bis Anfang Januar 2024) diese Werke über den ganzen Kanton verteilt besuchen gehen, z.B. in Bondo (Palazzo Salis) und Casaccia (Kirchenruine), in St. Peter Mistail oder im Kloster St. Johann in Müstair. Auch in einer Mauernische der Edelweisskirche in Cresta ist eine Skulptur von Abraham David Christian zu finden. Dieses feine Kunstwerk mit seinen reduzierten, harmonischen Formen passt sich der Umgebung bestens an – es ist, als wäre diese Skulptur schon immer da gewesen, als hätte sie sich einfach zu unserer schönen Kirche gesellt. Es scheint, dass sie nicht (wie bisweilen andere Kunstwerke) den Anspruch erhebt, die Aufmerksamkeit des Besuchers mehr auf sie selbst als auf das sie umgebende Ensemble zu lenken. Ganz unspektakulär steht die Skulptur da und tritt in einen zurückhaltenden, aber noblen Dialog mit dem Kirchengebäude und der Bergwelt und lässt einen Kirche und Landschaft neu betrachten. So jedenfalls haben sich mir die ersten Eindrücke dieser Skulptur im Avers eingeprägt.

Und so hat mich die Aufstellung dieser Skulptur noch weiterdenken lassen: Wir sind in unserem Leben immer wieder mit Veränderungen konfrontiert. Manchmal «gesellen» sich Dinge zu uns, werden, ohne dass sie uns vorher gefragt hätten, unsere «Lebensgesellen». Nicht alles aber kommt in unsere Lebenswelt in diskreter und harmonischer Art, wie wir es mit unserem temporären Kunstwerk erleben können. Und nicht alles wird wieder nach einer gewissen Zeit gehen. Manchmal wären wir froh, Dinge wären dort geblieben, wo sie hergekommen sind (Krankheiten, Änderungen in der Arbeit, Menschen, die wir nicht mögen und die plötzlich in unsere Lebenswelt eintreten, andere, die wir lieben, die aber unerwartet sterben und uns für immer verlassen). Das alles sind unangenehme Veränderungen – Veränderungen, die für uns in unserem ganzen Fühlen und Denken dermassen dominant sind, dass wir so manches Andere nicht mehr wahrnehmen können.

Manchmal indessen treten diese neuen Gesellinnen und Gesellen ganz unerwartet, fein, diskret in unser Leben, und es scheint uns, als wären sie immer schon ein Teil unserer Wirklichkeit gewesen. Das Neue schafft es, sich auf so feine Weise in unsere Wirklichkeit einzufügen, dass es diese eben nicht dominant zu verdrängen droht. So können Freundschaften entstehen, Liebesbeziehungen sich ergeben, Zwiste sich auflösen, ohne dass wir es je erwartet hätten. So können Dinge mit uns in Dialog treten und es fertigbringen, dass wir plötzlich ganz mühelos alte Gewohnheiten ablegen können. Denn dort, wo sich etwas respekt- und liebevoll zu uns gesellt, dort können wir auch Veränderungen getrost und vertrauensvoll annehmen.

Im Neuen Testament lesen wir immer wieder Berichte, wie Jesus Menschen in einer Art und Weise begegnet, dass alte Wunden heilen können und Neues möglich wird. Und es wird uns dabei berichtet, dass Jesus sich im wahrsten Sinne des Wortes zu diesen Menschen «gesellt», ihnen Freund und Wegbegleiter wird. Und auch wenn die Berichte des Neuen Testaments tatsächlich unser Augenmerk auf diesen Jesus lenken, der neu ins Leben von uns Menschen treten kann, so geht es Jesus doch nicht um sich selbst, sondern ganz fundamental um diejenigen, denen er in Respekt und Liebe begegnet – um ihr Leben, das erfüllt und sinnvoll sein soll.

So wünsche ich uns immer wieder neu Gottesbegegnungen in dieser stillen, liebevollen, respektvollen Art. Auf diese Art der Gotteswirklichkeit, die sich in unser Leben gesellt, möchte ich mein Augenmerk richten.

Eine gute Herbstzeit wünscht Ihnen
Pfr. Jürg Scheibler


Weitere Informationen zu Künstler und Ausstellung unter:
kunstmuseum.gr.ch



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